Kieler Nachrichten: Sonnabend, 3. Juni 2000

Ausflüge auf den Spuren der Eiszeit

Buch weist neue Wege rund um Kiel


Kiel/Umland (TM) Das mit der Eiszeit ist nun schon ein paar Jahre her. Ihre Folgen sind aber bis heute in den Muskeln zu spüren: Kurz vor Molfsee müssen Jens Uwe Mollenhauer und Anne Ploigt kräftig in die Pedalen treten. Dann wird das Rad auf einer Anhöhe abgestellt und der Blick in das herrliche Eidertal genossen. "Das ist ein riesiges eiszeitliches Tunneltal. Damals floss das Schmelzwasser in die entgegengesetzte Richtung", weiß der 35-Jährige. Zusammen mit dem Kieler Bildungsverein Geo step by step e.V. hat er das neue Ausflugsbuch "Eiszeittouren - Rund um Kiel auf dem Fahrrad und zu Fuß" herausgegeben.

Die Idee zu dem Führer war dem Kieler Jungverleger ("Projektnord") schon vor zwei Jahren gekommen. Mollenhauer: "Gerade in unserer Umgebung sind doch noch so viele Spuren aus dieser Zeit zu sehen, obwohl die letzten Gletscher vor etwa 16000 Jahren abgeschmolzen sind." Zu diesen Moränen, gestaucht oder einfach nur liegengeblieben, gehört nicht nur der mächtige Hornheimer Riegel am Vieburger Gehölz, der der Eider ein Schnippchen schlägt und sie zwingt, sich kurz vor der Mündung in die Förde auf den langen Weg nach Westen zu machen. Viele dieser eiszeitlichen "Schuttplätze" sind auf den sieben Touren zu sehen, ihre Entstehung wird erklärt.

Unter diesem interessanten Blickwinkel führen die Autoren auf 63 Seiten rund um den Westensee, durchs Eidertal zum Dosenmoor, die Schwentine entlang, in die Tunneltäler der Probstei, quer durch den Dänischen Wohld und einmal rund um die Förde - ein tolles Programm für einen schönen Sommer. Die achte Tour kann auch bei Regen bequem mit dem Bus absolviert werden: Sie führt zum Eiszeitmuseum nach Stolpe. Mollenhauer und Ploigt bilden im Autorenteam sozusagen nur die Spitze des Eisbergs. Maßgeblich beteiligt waren auch Eva Wrage, Angela Kölbel, Gerhard Dehning und Klaus-Gerhard Kirstein von Geo step by step. Damit das Ganze auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist, hat Dr. Hans-Jürgen Stephan vom Landesamt für Natur und Umwelt sein Wissen beigetragen.

Der Anspruch hat der Lesbarkeit aber nicht geschadet. Mitunter kommen die Autoren richtig ins Plaudern: So etwa, wenn sie von den verschanzten Seeräubern am Westensee erzählen, die bei ihren ausgedehnten Sauforgien sogar das Plündern der Lastschiffe vergaßen. Die Ausflüge beginnen jeweils am Kieler Bahnhof und sind zwischen 38 und 87 Kilometer lang. Eine Skala teilt sie .in Schwierigkeitsgrade von leicht bis anspruchsvoll ein. Jede Tourenbeschreibung enthält farbige Karten (1:75000), so dass niemand unterwegs die Orientierung, verlieren kann.

Durch Hinweise auf Buslinien sind auch Wanderer in der Lage, abschnittsweise die eiszeitliche Entstehungsgeschichte des Landes zu erkunden.

Jens Uwe Mollenhauer (Hrsg.): Eiszeittouren, Verlag ProjektNord, Kiel 2000 (14.80 Mark)

Erfrischende Eiszeittouren im Sommer

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